Al Stewart

Biographie

 

Ein musikalischer Lebenslauf (Kurzbiographie)


Al Stewart wurde am 5. September 1945 in Greenock geboren, einer kleinen Stadt westlich von Glasgow in Schottland, verbrachte seine Kindheit aber in der Nähe von Bournemouth, einem Ferienort an Englands Südküste. Er kam früh zur Musik und begann seine Karriere als E-Gitarrist in diversen Bands, mit denen er in Tanzlokalen auftrat. 1965 zog er nach London und kaufte eine Epiphone Akkustik-Gitarre, auf der er Bob Dylan Songs spielte. Als Conférencier verdingte er sich in Folk-Clubs wie Bunjie's (auch heutzutage noch eine gute Adresse) und Les Cousins, wo er mit der Zeit auch eigene Stücke seinem Repertoire hinzufügte. Seine erste eigene Single, The Elf, kam 1966 heraus, und schon 1967 unterzeichnete er einen Vertrag mit CBS, wo dann im gleichen Jahr sein erstes Album, Bedsitter Images, erschien, auf dem u. a. ein Kammerorchester zu hören ist. Sein damaliger Manager war Roy Guest.

Bald schon hatte er viele Anhänger aus der Studentenszene, bedingt auch durch sein Leben als Troubadour und durch Lieder und Geschichten über sein privates Leben, was besonders deutlich im Titelsong seines nächsten Albums Love Chronicles (1969) hervortritt. Darin schildert er 18 Minuten lang detailliert seine Lebens- und Liebesgeschichte, wobei er mit einer Obszönität das damalige Establishment brüskierte. Musikalisch orientierte sich Al zu dieser Zeit an der Folk-Rock Bewegung, und so sind auch mehrere Mitglieder von Fairport Convention auf der Platte zu hören. 1970 erschien in ähnlichem Stil sein drittes Album Zero She Flies, wo Al in Manuscript einen Tag seines Lebens mit Ereignissen aus dem 1. Weltkrieg vergleicht, was einen Grundstein seiner zukünftigen Entwicklung legen sollte.

Nach einem weiteren Album in gleicher Tradition, Orange (1972), widmete sich Al auf dessen Nachfolger Past, Present And Future (1973) nun vollkommen der Geschichte. In einem ehrgeizigen Versuch komponierte Al Stewart für jedes Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ein Stück, darunter die beiden Epen Nostradamus und Roads To Moscow, an denen er schon seit längerem gearbeitet hatte. Past, Present And Future erlangte wahren Kultstatus und auch Amerika wurde auf ihm aufmerksam. Das nächste Album, Modern Times (1975), war weniger thematisch und wieder mehr Folk-Rock orientiert. Obgleich es von vielen als eines seiner besten betrachtet wird bedeutetete es dennoch für ihn den Abschied von CBS, die ihren Vertrag mit Al nicht verlängern wollten.

In seiner neuen Heimat Kalifornien arbeitete Al mit dem Produzenten Alan Parsons an seinem nächsten Projekt, Year Of The Cat (1976). Das Titelstück mit seinem rätselhaften Text und eindrucksvollen Gitarren- und Saxophon-Solos bescherte ihm den ersten weltweiten Hit und gab ihm finanzielle Unabhängigkeit. Das Album wurde von zwei unterschiedlichen Plattenfirmen veröffentlicht, Janus (USA) sowie RCA (England) und beinhaltete vor allem Soft-Rock Balladen, die auch teilweise wieder auf historischen Themen begründet waren. Zwei weitere Alben in ähnlichem Stil folgten, dieses Mal in den USA unter dem Label Arista: Time Passages (1978), dessen Titelsong das Saxophon-Thema von Year Of The Cat wieder aufnahm, und 24 P/Carrots (1980), ein mehr gitarrenorientiertes Album. Nach diesen Studioaufnahmen schien Al's Kreativität etwas nachzulassen, und sein nächstes und letztes Album für Arista, Live/Indian Summer (1981), enthielt nur noch eine Seite mit neuen Songs und drei Seiten mit Live-Material. Ein großer Teil von Al's Einnahmen für diese Platten floß in den Aufbau einer Sammlung französischer Spitzenweine, wofür er seitdem als anerkannter Experte gilt. Viele seiner Fans haben bleibende Erinnerungen an die Konzerte in den siebziger Jahren, wo Al mit großartigen Musikern auftrat, von denen mehrere später mit eigenen Hits erfolgreich waren.

Auf seinem nächsten Album, Russians And Americans (1984), arbeitete Al bei manchen Stücken mit Synthesizer, während andere wieder mehr akkustisch arrangiert waren. In seinen Texten stellte er seine weltpolitischen Ansichten dar, dazwischen aber auch einige Kurzgeschichten als Thema. Für Al war dies eine schwere Zeit aufgrund rechtlicher und vertraglicher Probleme: er ging für Russians And Americans finanziell völlig leer aus und konnte auch kein weiteres neues Material mehr veröffentlichen. Diese bittere Erfahrung hat Al in seinem 'Protestsong', Licence To Steal, ausgedrückt. Nach einem neuen Vertrag mit Enigma Records wurde 1989 Last Days of the Century veröffentlicht, ein weiteres akkustisch-elektronisches Album, worauf sich einige von Al's Lieblingsthemen wiederfinden. Tragischerweise hatte Al wieder die gleichen juristischen Probleme mit Enigma Records, so daß ein geplantes Nachfolgealbum nicht erscheinen konnte, für das bereits einige Stücke aufgenommen waren. Eines davon ist das historische Epos Coldest Winter In Memory, das einige Jahre später dann doch noch veröffentlicht wurde. Zu dieser Zeit spielten Al und seine Band oft in Kasinos im Bundesstaat Nevada, die zwar sehr gur bezahlten, aber im Publikum waren natürlich nur wenige echte Fans von Al's Musik.

Zu Beginn der 90er Jahre begab sich Al wieder auf Weltournee, wobei er sowohl solo als auch im Duett mit Peter White oder Iain Matthews auftrat. Das hierbei aufgenommene Live-Album Rhymes In Rooms aus 1992 (mit Peter White) enthält neue akkustische Versionen von bekannten Songs. Durch einen neuen Vertrag mit Mesa Records konnte Al wieder eine Band aus guten Freunden zusammenstellen, mit denen er 1993 das Album Famous Last Words aufnahm. Der Titel spielt darauf an, daß es als sein letztes Album gedacht war. Das Resultat war ein Meisterwerk im Akkustik-Rock Stil und gibt Al's Glück mit seiner Frau Kristine wider, die er kurz zuvor geheiratet hatte. Eines der Stücke, das 8-minütige Trains, erzählt im Stil von Manuscript von Al's jungen Jahren im Spiegel eines Jahrhunderts voller Kriege.

Um diese Zeit gründeten einige Fans die Al Stewart Mailing List im Internet, die schnell auf über 400 Mitglieder anwuchs. Möglicherweise gab diese Liste, deren thematisch breit gestreuten und intellektuellen Diskussionen Al an seinem Computer verfolgen kann, neuen Enthusiasmus, denn schon 1995 erschien ein neues Album Between The Wars, produziert vom Gitarrenvirtuosen Laurence Juber, ex Paul McCartney's Wings. Die Kompositionen handeln ausschließlich von der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Trotz hervorragender Lyrik und wunderschönen Melodien, die der damaligen Zeit nachempfunden sind, verkaufte sich das Album nicht sehr gut; ein Grund dafür ist möglicherweise, daß nur wenige Radiostationen Al's Musik ihren Zuhörern näherbrachten. 1996 erschien eine limitierte CD mit Out-Takes und Raritäten, Seemed Like a Good Idea at the Time (allgemein bekannt als SLAGIATT). Al Stewart gibt immer noch regelmäßig Live-Konzerte in seinen amerikanischen Lieblingsclubs, und seine gesprochenen surrealen Einleitungen zu den Songs spielen immer noch eine ganz besondere Rolle. Mit Laurence Juber tourte er 1995 durch Großbritannien und 1996 durch Holland. Eine Tournee durch Spanien und England im Spätsommmer 1997 war sehr erfolgreich, ebenso eine längere Tournee durch Großbritannien im letzten Herbst.

1998 zogen Al und seine Frau Kristine zusammen mit ihren Töchtern Violet (geb. 1994) und Daisy (geb. am 22. März 1998) innerhalb von Kalifornien um, aus der Umgebung von Los Angeles ins Marin County, was ihnen gut zu bekommen scheint, denn Al sieht heute im Alter von 53 Jahren gesünder aus als je zuvor. EMI Records und CBS/Sony haben in Europa alle älteren Alben von Al auf CD wiederveröffentlicht, doch leider sieht es in Bezug auf neue Plattenaufnahmen nicht gut aus, vor allem da Mesa Records ihre Geschäfte eingestellt haben. Doch wer kann schon sagen welche Überraschungen die Zukunft noch bringen wird?


Übersetzt aus dem Englischen: Charlie Hulme, A Life In Music

zurück zur Al Stewart Seite

Copyright Dieter Weber, 1999